von Ludwig Uhland
Frau Berta saß in der Felsenkluft, »O König Karl, mein Bruder hehr! O Milon, mein Gemahl so süß! Klein Roland, du bist mein teures Kind! Klein Roland, geh zur Stadt hinab! Der König Karl zu Tafel saß Von Flöten, Saitenspiel, Gesang Und draußen in des Hofes Kreis, Der König schaut in ihr Gedräng Des Knaben Kleid ist wunderbar, Herein zum Saal klein Roland tritt, Der König denkt: »Was muß ich sehn? Es stund nur an eine kleine Weil, »Heida! halt an, du kecker Wicht!« Der König erst gar finster sah, Du nimmst die Schüssel von Königs Tisch, »Die Bäurin schöpft aus dem Brunnen frisch, |
»Ist deine Mutter so edle Dam', Sag an! wer ist denn ihr Truchseß? »Sag an! wer sind die Wächter treu?« »Die Dam' hat wackre Diener, traun! »Ich hab bezwungen der Knaben acht »Die Dame hat, nach meinem Sinn, So edle Dame darf nicht fern Klein Roland trägt die Becher flink Es stund nur eine kleine Weil, Der König ruft mit einemmal: Hilf Himmel! Schwester Berta, bleich, Frau Berta fällt zu Füßen ihm, Frau Berta senkt die Augen schnell, Da spricht der König in mildem Ton: Frau Berta hebt sich freudenvoll: Soll werden, seinem König gleich, Soll greifen in manches Königs Tisch |
Dieses Gedicht oder eher Ballade konnte meine Oma auswendig aufsagen. Sie hat es wahrscheinlich in der Schule gelernt und konnte es bis ins hohe Alter. Dieses Gedicht berührte sie immer so sehr, weil sie darin ihr Lebensschicksal sah. Ihr Mann der im Krieg geblieben ist und ihr Sohn, der ihr Augenstern war.
Dieses Gedicht habe ich in der freiburger Anthologie (www.freiburger-anthologie.de) gefunden. Danke das ich es hier veröffentlichen kann.
Es hat mich immer schon verdrossen, Doch nun hab ich mir Zeit genommen Ihr Leidensschwestern, die der Himmel Bleib hübsch am Boden, sei bescheiden, Es sagt ein Wahrwort aller Zeiten, Ein jeder Mensch wird gut geboren, Uns kümmern Wetter nicht und Stürme, |
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Wir wissen besser zu gefallen, Die undankbaren Männer klagen Die Kleine macht nur kleine Schmerzen, Bleib du nur Miniaturgeschöpfchen, Das kommt daher, es sind die Flammen, Und eines drängt mich noch zu sagen, Uns hat sein Sohn in Schutz genommen, |
Meine Oma Adi war eine sehr kleine Frau, nicht so ein abgebrochener Meter wie andere, aber doch ziemlich klein. Deshalb fand ich immer, daß dieses Gedicht immer schon zu ihr passte. Sie konnte es auswendig vortragen. Als Kind fand ich es immer herrlich, wie sie es in ihrem sudetendeutschen Dialekt aufsagte. Auch die Emotionen, welche nicht fehlten, beeindruckten mich zu tiefst.
Den Ursprung dieses Gedichtes kenne ich nicht. Auch im Internet konnte ich kein ähnliches Gedicht finden.